Einen Bonsai schneiden zu können erfordert viel Erfahrung, unzählige Schritte und vor allem ist viel Geduld gefragt, bis aus einem normalen Bäumchen ein vollendeter Bonsai wird.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Bonsai schneiden: Welche Formen gibt es bei der Gestaltung?
Dabei ist nicht nur wichtig, das richtige Werkzeug zu verwenden, auch die Technik und der Zeitpunkt müssen stimmen, um einen Bonsai perfekt zu schneiden. Denn das Ziel der Bonsai Kunst ist es einen Miniaturbaum zu erschaffen, der einem normalen Baum in der Natur gleicht. Dabei gibt es neben verschiedenen Schnitttechniken auch noch bestimmte Darstellungsformen, die erzielt werden sollen.
Beispielsweise findet man dabei Bäume die aussehen wie ein umgedrehter Besen (Hokidachi) oder die windgepeitschte Bonsai-Form (Fukinagashi), die vermuten lässt, der Baum wäre permanent starkem Wind ausgesetzt. Wenn man einen Bonsai schneiden möchte, ist zunächst erst einmal festzulegen, welche Gestaltungs-Form dieser einmal haben soll.
Hier sind ein paar der wichtigsten Bonsai-Gestaltungs-Formen erläutert.
Hokidachi
- Besenform Bonsai
- eine der schönsten Bonsaiformen, dieser Bonsai sollte immer akkurat geschnitten sein
- ähnelt einem umgedrehten Besen
Chokkan
- streng aufrechte Bonsaiform
- eine Form, die in der Natur sehr häufig vorkommt
- um das Ergebnis zu erzielen wird geschnitten und gedrahtet
Kengai
- Kaskaden Bonsai Form
- außergewöhnliche Gestaltungsform
- die Zweige sind stets nach unten ausgerichtet
Moyogi
- frei aufrechte Bonsaiform
- der Stamm wächst zwar nach oben, aber keineswegs nur gerade
- Stamm ist meist schön geschwungen in S-Form oder U-Form
- asymmetrisch gestaltete Krone
Chakkan
- geneigte Bonsaiform
- bei dieser Gestaltungsform soll es so aussehen, als ob der Baum kontinuierlich Wind- und Wettereinflüssen ausgesetzt war
- und dabei in eine bestimmte Richtung gewachsen ist
Han Kengai
- Halbkaskaden Form
- besonders exklusive Gestaltungsform
- Bäume die meist an Klippen stehen werden nachgebildet
- der untere Hauptast wächst zu einer Seite herunter
- asymmetrische Form
Binjingi
- Literaten Bonsai Form
- dünn und sanft geschwungen
- die Krone ist im Verhältnis zum Stamm eher klein und auch nicht so üppig bewachsen
Fukinagashi
- windgepeitschte Form
- sieht aus, als würde er in einer Region stehen, in der stetig starker Wind aus einer Richtung weht und sich deshalb der komplette Baum in diese Richtung neigt
Um einem Bonsai eine dieser Formen zu verleihen, ist die wichtigste Maßnahme ein regelmäßiger Schnitt. Um einen Bonsai zu schneiden und die eigentliche Form des Minibaumes zu erzielen gibt es verschiedene Verfahren.
Man unterscheidet in:
- Form- bzw. Erhaltungsschnitt,
- Gestaltungsschnitt,
- Wurzelschnitt
- und Blattschnitt.
Zusätzlich kann man die Form des Stammes und der Äste noch beeinflussen durch Drahten und Spannen.
Mit dem Erhaltungsschnitt den Bonsai in Form schneiden!
Bäume wachsen bevorzugt in die Höhe, das wird auch als “Apikaldominanz“ bezeichnet. Dabei wird das Wachstum von Seitentrieben unterdrückt, um den Haupttrieben mehr Energie zu geben. Das ist für einen Bonsai eher kontraproduktiv, deshalb geht es beim Bonsai schneiden in erster Linie darum, die Apikaldominanz zu bremsen, indem man die Spitze und damit die Haupttriebe immer wieder beschneidet und der Baum somit angeregt wird, den Wachstumstrieb auf die inneren und tiefer gelegenen Triebe zu verlagern.
Der Formschnitt ist eine Methode, den Bonsai in Form zu schneiden, aber auch den Schnitt zu erhalten und den Bonsai zu pflegen. Die Spitzen sollten regelmäßig entfernt werden, um das Wachstum auf das Innere der Baumkrone zu verlagern. Der Erhaltungsschnitt kann während der gesamten Vegetationsperiode angewendet werden. Nur der Neuaustrieb wird geschnitten, da es bei diesem Schnitt um die Erhaltung der Form geht.
Für den Formschnitt spezielle Bonsai Scheren verwenden, um den Bonsai zu schneiden. Bei Nadelbäumen sollte man möglichst auf die Schere verzichten und mit einer Pinzette zupfen. Geschnittene Stellen werden schnell braun und hinterlassen unschöne Stellen. Gezupft sieht man davon nichts.
Bonsai schneiden: Mit dem Blattschnitt die Blattgröße verringern
Mit dem Blattschnitt wird die Blattgröße eines Baumes verringert. Der Blattschnitt ist nicht für alle Pflanzen geeignet. Im Sommer werden alle Blätter des Baumes abgeschnitten, damit wird der Baum gezwungen neu auszutreiben. Beim Laubaustrieb verbraucht der Bonsai sehr viel Energie und somit werden die neuen Blätter zwangsläufig kleiner.
Bei Zimmerpflanzen wie dem Ficus Benjamini oder auch Outdoor Pflanzen wie dem Ahorn, wird der Blattschnitt häufig angewendet. Die Blätter vom Bonsai mit einer scharfen Schere schneiden und die Blattstile lässt man stehen. Das sieht im ersten Moment nicht schön aus, hilft aber das gesamte Erscheinungsbild des Baumes stimmiger zu gestalten. Denn ein so kleiner Baum braucht im Verhältnis auch kleinere Blätter.
Mit dem Gestaltungsschnitt den Bonsai in die gewünschte Form schneiden
Um einen Bonsai in seine grundlegende Form zu schneiden, müssen erst einmal Äste (meist auch größere) entfernt werden. Oft ist die Entscheidung für die jeweiligen Äste gar nicht so leicht, denn was man einmal entfernt hat, wächst in der Form nicht mehr nach.
Man muss also vorab bereits wissen, welche der zahlreichen Gestaltungsformen man erzielen möchte. Und dann Schritt für Schritt vorgehen, den Bonsai in diese gewünschte Form zu schneiden.
- der beste Zeitpunkt für den Gestaltungsschnitt ist im Frühjahr oder Herbst, vor oder nach der Wachstumsperiode
- man stellt sich den Baum am besten auf einen Tisch, sodass man ihn von allen Seiten betrachten kann
- zuerst einmal werden alle toten Teile, vertrocknete Äste und Blätter entfernt
- danach sollte man den Bonsai von allen Seiten eingehend betrachten, ehe man den Gestaltungsschnitt beginnt
- hat man sich entschieden, welche Äste entfernt werden sollen beginnt man den Bonsai zu schneiden
- dabei gibt es auch ein paar Regeln, die beachtet werden sollten, aber auch die eigene Kreativität ist hier gefragt
- beim Bonsai schneiden werden Narben am Baum hinterlassen
- wenn die Äste recht groß waren, können Narben auch unschöne Stellen hinterlassen
- um diese Schönheitsfehler zu vermeiden oder zumindest zu minimieren sollte man spezielles Bonsai Werkzeug benutzen
- eine Konkavzange hinterlässt nach dem Schnitt eine kleine Vertiefung, die ein auffälliges Zuwachsen der Wunde ermöglicht, was wiederum zum Schönheitsmerkmal wird, anstatt die Schönheit des Baumes zu beeinträchtigen
- ein großer Eingriff pro Jahr ist ausreichend. Vom Gestaltungsschnitt muss sich der Baum erst einmal erholen, bevor man die Wurzeln vom Bonsai schneiden kann
- es gibt zwar auch Informationen darüber, beides zur gleichen Zeit zu tun aber die meisten Experten sind sich darüber einig, dass man entweder den Gestaltungsschnitt oder den Wurzelschnitt anwendet
- großflächige Schnittwunden lassen sich mit einer speziellen Wundpaste versiegeln, um vor Infektionen zu schützen und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Den Bonsai schneiden mit dem Wurzelschnitt
Gerade Bonsais, die aus Zimmerpflanzen gestaltet wurden und somit im Haus stehen sind die Schalen recht klein und flach. Wächst der Bonsai, wächst automatisch auch die Wurzel mit. Durch das geringe Erdvolumen in den kleinen Schalen ist irgendwann der Platz aufgebraucht und der Bonsai wurzelt unter der Schale durch.
Ist das der Fall bekommt der Bonsai auch nicht mehr genug Nährstoffe und die so wichtige Luftzirkulation ist ebenfalls nicht mehr gegeben! Nun wird es höchste Zeit, den Knaben umzutopfen und gleichzeitig die Wurzeln zu beschneiden.
- Beim Umtopfen sollte der Bonsai möglichst trocken sein
- mit einem kleinen Rechner oder Holzstab werden die Wurzeln vorsichtig von der Erde befreit
- wenn die Wurzel komplett freigelegt ist, wird erst einmal überprüft ob Schädlinge zu sehen sind oder abgestorbene Wurzelteile
- mit einer scharfen Wurzelschere die abgestorbenen Wurzelteile abschneiden
- vom Rest der ausgekämmten Wurzel wird maximal ein Drittel abgeschnitten
- danach wird der Bonsai wieder eingepflanzt
Bonsai drahten und spannen, um die gewünschte Form zu geben!
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten bei der Bonsaikunst sind das Drahten und Spannen.
Beim Drahten wird Draht um die Stämme und Äste herumgewickelt, damit diese eine bestimmte Form erhalten. Das geht nur solange, wie der Stamm und die Äste noch biegsam sind, also eher bei jungen Pflanzen. Es werden nur Pflanzen verwendet, die keine Borke haben, denn diese würde dadurch verletzt werden und man hätte ewig unschöne Einkerbungen in der Rinde.
Man benutzt Aluminium- oder Kupferdraht. Dabei ist Aluminiumdraht einfacher zu biegen. Hat der Stamm einmal seine gewünschte Form erzielt, wird der Draht wieder vorsichtig entfernt.
Das Bonsai spannen wendet man an, wenn sich die Äste nicht mehr biegen lassen und ein Drahten nicht mehr möglich ist. Der Ast wird dabei auch mit einem Draht umwickelt und dann nach unten gebogen. Der Unterschied zum sanfteren Drahten ist aber, dass beim Spannen dieser Draht noch mit der Schale verbunden und gespannt wird, sodass permanent Spannung auf dem Ast ist und dieser nach unten gezogen wird. Mit einem Knebel kann die Spannung zusätzlich verstärkt werden. Auch diese Verdrahtung wird wieder entfernt, wenn der Ast nach unten gewachsen ist.
Um einen Bonsai in die gewünschte Gestaltungsform zu schneiden, braucht man vor allen Dingen sehr viel Geduld. Denn alles was man weggeschnitten hat, muss wieder wachsen und ein Bonsai benötigt viel Pflege und optimale Bedingungen. Wer sich in die Materie einarbeitet wird schnell fasziniert sein und die Mühe lohnt sich auf jeden Fall.
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